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Studie: Strompreise um 7 % gestiegen (Juni 2019/2020)

Leipzig, Oktober 2020

Rekordpreis von 38,23 Cent/-kWh in Schleswig-Holstein erreicht +++ Stromkosten mit regionalen Unterschieden von bis zu 250 € +++ Ø-Kostenanstieg von 81,55 € in Deutschland/-Grundversorgung --- Wir klären auf ---

Wie die folgende Preisstudie zeigt, sind die Strompreise in Deutschland innerhalb eines Jahres um circa 7 % gestiegen. Lag der Strompreis in der Grundversorgung im Juni 2019 im bundesweiten Durchschnitt noch bei 32,18 Cent pro Kilowattstunde (kWh), waren es im Juni 2020 bereits 34,51 Cent. Das ergibt im Mittel über alle Postleitzahlen hinweg einen Kostenanstieg von 81,55 € pro Jahr.

Die höchsten Preissprünge gab es dabei im Bundesland Schleswig-Holstein. Hier lag der Anstieg der Strompreise im Durchschnitt bei über 11 %. Damit zahlten Verbraucher in Schleswig-Holstein bei einem Durchschnittspreis von 38,23 Cent pro kWh mit Abstand die höchsten Strompreise in Deutschland. Das ist Rekord! Doch warum ist das so?

Die folgende Grafik zeigt auf, wie sich der Strompreis in Deutschland zusammensetzt und wie sich die Preisbestandteile innerhalb eines Jahres entwickelt haben. Die angegebenen Preise bilden den Mittelwert über alle Postleitzahlen (Basis: Bruttopreise/Grundversorgertarife, Verbrauch von 3.500 kWh Strom pro Jahr).

Durchschnittlicher Strompreis-Anstieg 2019/2020

* Konzessionsabgabe: gemittelter Wert, lokal unterschiedlich und abhängig von der Gemeindegröße

** Netzentgelte und Anteil 'Beschaffung/Vertrieb' mit gemitteltem Wert, lokal unterschiedlich

*** Beschaffung/-Vertrieb: Kosten inklusive Gewinnspanne (Marge)

Wie aus der Infografik ersichtlich ist, hat der Anstieg der Strompreise mehrere Gründe. Während die Offshore-Netzumlage und die Stromsteuer im Betrachtungszeitraum konstant blieben, gab es bei den nicht beeinflussbaren Kostenbestandteilen größere Preissprünge. Dies betrifft in erster Linie die EEG-Umlage und die Netzentgelte. So ist die gesetzliche EEG-Umlage von 2019 auf 2020 von 6,405 Cent auf 6,756 Cent pro kWh gestiegen.

Der Anteil, der für Vertriebs- und Beschaffungskosten inklusive Gewinnspanne (Marge) übrig bleibt, ist im Jahresvergleich sogar um 1,208 Cent angestiegen. Doch wie kann dieser Kostenblock steigen, wenn die Großhandelspreise an der Strombörse im Jahresvergleich gesunken sind?

So hat die Statista GmbH aus Hamburg ermittelt, dass die Megawattstunde Strom im Juni 2019 noch durchschnittlich 32,52 € gekostet hat. Im Juni 2020 waren es jedoch nur noch 23,80 €. Das entspricht einem Preisverfall von rund 27 %.¹

Darum steigen die Strompreise

Die Stromanbieter begründen die Preiserhöhung damit, dass sie den Strom im Voraus einkaufen. Das heißt, dass die Stromversorger die Corona-bedingt gesunkenen Großhandelspreise nicht sofort an ihre Kunden weitergeben bzw. weitergeben können. Darüber hinaus entstehen den Stromanbietern fortlaufend Kosten für Personal, Marketing und Vertrieb, die sich in ihrer Höhe ändern können.

Ähnlich verhält es sich mit den zunehmenden Kosten für die Netzentgelte, die die Stromanbieter als nicht beeinflussbare Preisbestandteile an ihre Kunden weitergeben. Als wäre der Strom nicht schon teuer genug, steigt mit den wachsenden Kosten auch noch der Mehrwertsteueranteil auf den Gesamtstrompreis. Auch wenn die Mehrwertsteuer für den Zeitraum vom 01. Juli bis 31. Dezember 2020 auf 16% abgesenkt wurde, zahlen die Verbraucher ab dem 01. Januar 2021 wieder den ursprünglichen Steuersatz von 19%.

Hinweis: Um die Vergleichbarkeit der Strompreise in Folge der vorübergehenden Mehrwertsteuersenkung zu gewährleisten, hat sich das Portal BILLIGER-STROM.com bewusst dafür entschieden, die Monate Juni 2019 und Juni 2020 miteinander zu vergleichen.

Strompreisentwicklung nach Bundesländern

Da die Strompreisentwicklung in der Grundversorgung regional sehr unterschiedlich ausfällt, folgt ein Vergleich der einzelnen Bundesländer*. Hier gibt es bei einem Jahresstromverbrauch von 3.500 kWh zum Teil starke Preisunterschiede.

Strompreisentwicklung Bundesländer Juni 2019 bis Juni 2020

*Die Daten berücksichtigen die Durchschnittswerte aller Postleitzahlen im Bundesland.

Wie die Tabelle zeigt, ist der Strompreis in der Bundeshauptstadt Berlin kaum angestiegen. Das liegt u. a. daran, dass die Preise schon im Juni 2019 vergleichsweise hoch waren. Jedoch hatte Vattenfall, als größter Grundversorger in Berlin, zum 01. August 2020 Preiserhöhungen angekündigt.²

Ein ähnliches Bild zeichnet sich in Thüringen ab. Besonders hohe Preissprünge gab es in den Bundesländern Hessen (durchschnittlich 7,8 %), Rheinland-Pfalz (9,14 %) und Schleswig-Holstein (11,07 %).

Rekordpreis von 38,23 Cent/ kWh in Schleswig-Holstein erreicht

In Schleswig-Holstein war der Strom mit durchschnittlich 38,23 Cent pro kWh im Juni 2020 so teuer wie nie zuvor in Deutschland. Da das nördlichste Bundesland flächenmäßig die meisten Onshore Windkraftanlagen betreibt (Stand: 2018)³, entstehen hier höhere Kosten für die Netzeinspeisung der erneuerbaren Energien oder für netzstabilisierende Maßnahmen. Dies führt zu vergleichsweise hohen Netzentgelten, die bereits im Herbst 2019 mit einem Anstieg von ca. 12% prognostiziert wurden.⁴

Um diese Kostenunterschiede im Nord- und Südgefälle (auch West- und Ostgefälle) auszugleichen, hat die Bundesregierung bereits im Jahr 2018 die Angleichung der Übertragungsnetzentgelte bis zum 01. Januar 2023 beschlossen.⁵

Stromkosten mit regionalen Unterschieden von bis zu 250 €*

Stromkosten mit regionalen Unterschieden

*Die Daten berücksichtigen die Durchschnittswerte aller Postleitzahlen im Bundesland.

Gemessen an einem Jahresstromverbrauch von 3.500 kWh zahlen Verbraucher in Schleswig-Holstein mit ca. 1.338,21 € im Jahr 2020 rund 250 € mehr als Verbraucher im nahe gelegenen Bremen (1.090,18 €). Dabei orientiert sich die Stromkosten-Berechnung an den ermittelten kWh-Preisen für die Monate Juni 2019 und 2020.

Datenbasis

Die aktuelle Strompreis-Studie von BILLIGER-STROM.com basiert auf einem Jahresverbrauch von 3.500 Kilowattstunden und berücksichtigt die Durchschnittswerte aller Postleitzahlen im jeweiligen Bundesland. Dies ist der durchschnittliche Stromverbrauch für einen 3-Personen-Haushalt bzw. für eine Familie mit einem Kind in Deutschland. Die Studie berücksichtigt ausschließlich Grundversorgungstarife ohne Rabatte und setzt die Stromlieferung im Niederspannungsnetz sowie die Messung mit einem konventionellen Stromzähler voraus. Dazu wurden die (Brutto-) Preisdaten von der GET AG Leipzig zur Verfügung gestellt. Es gelten folgende Steuersätze:

  • Stromsteuer: 2,05 Cent/kWh
  • Mehrwertsteuer: 19 % auf den Strompreis

Preisbestandteile wie Beschaffungskosten können sich unterjährig ändern, Netzentgelte inklusive Messung und Messstellenbetrieb bis zu jährlich. Die Höhe der neuen EEG-Umlage, wie auch die der übrigen Abgaben und Umlagen, wird regulär im Herbst des vorangegangenen Jahres bekannt gegeben. Von Seiten der Stromnetzbetreiber müssen die vorläufigen Preisblätter für das kommende Jahr zum 15. Oktober veröffentlicht werden.

Quellen

¹ https://de.statista.com/statistik/daten/studie/289437/umfrage/strompreis-am-epex-spotmarkt/

² https://group.vattenfall.com/de/newsroom/blog-news-presse/pressemitteilungen/2020/hohere-steuern-und-abgaben-fuhren-auch-in-berlin-zu-steigenden-strompreisen

³ https://www.foederal-erneuerbar.de/landesinfo/bundesland/SH/kategorie/wind/auswahl/188-anzahl_windenergiean/

⁴ https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Pressemitteilungen/2018/20180425-verordnung-zur-schrittweisen-einfuehrung-bundeseinheitlicher-uebertragungsnetzentgelte-im-bundeskabinett-beschlossen.html

⁵ https://strom-report.de/netzentgelte/